Die Arbeit Seit Tagen kein Wunder ist 2014 bis 2015 in und um die Leipziger Innenstadt herum entstanden und beschäftigt sich mit dem Stadtbild und seiner fotografischen Beschreibung. Im selben Maße wie die Arbeit ein Stadtbild beschreibt, konstruiert sie eben dieses aktiv mit. Leipzig ist ein heterogenes Gefüge zeitlicher Schichtungen: Ne­ben historischer und historistischer Architektur stehen DDR-Bauten sowie Post-DDR-Architektur. Das Spezifische des Leipziger Stadtbilds besteht gerade in dieser Konstellation und dem gegenwärtigen Umgang mit ihr. Bestimmte Bauwerke und Monumente werden renoviert oder neu auf­gebaut und stolz hervorgehoben, während andere zurückgedrängt oder abgetragen werden. Dabei wird versucht, eine geschichtliche Kontinuität wiederherzustellen bzw. zu konstruieren. Ich habe das alltägliche Leben fotografiert, die Menschen, die sich in diesen Räumen - die von Geschich­te, Politik und Wirtschaft bestimmt werden - aufhalten oder die die­se pas­sieren. Meine Aufnahmen lassen das banale Moment des Alltags und die abstrakten Dimensionen des städtischen Raums verdichtet und konzen­triert aufeinanderprallen. Ein großer Teil der Bilder entstand entlang des Leipziger Rings. Um ihn zieht sich der Verkehr und er prägt so das Gesicht der Stadt wesentlich mit. Aber auch seine Bedeutung als Ort des Politi­schen zieht sich durch seine Geschichte: Einst stand hier die Stadtmauer, hier entlang zogen sich die Montagsdemonstrationen und heute ist der Ring u.a. Ort der Legida-Demonstrationen und Gegendemonstrationen. Durch die fragmentierte Wiedergabe des Raums und die Lehrstellen schaf­fe ich ein Stadtbild, das keine scheinbare Homogenität aufweist, son­dern mit dessen Gefüge ich arbeite.

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